Donnerstag, 21. Mai 2009

Stars und Sternchen


Frauenfussball bekommt auch in Schweden für gewöhnlich keine grösseren Artikel in den Tageszeitungen. Ein Derby in Stockholm wird aus politischen Gründen aufgenommen, da kommt dann auch schon mal ein Foto rein. Oft handelt die grösste Tageszeitung des Landes, Dagens Nyheter, einen Spieltag der Damallsvenskan im Statistikteil ab.

Gestern nun ein ganzseitiger Artikel mit der Überschrift: "Lundh: Ich durfte nicht spielen". In der Printausgabe prangte "Der auf die Bank verbannte Star".

Hintergrund: Die bald 20-Jährige Emma Lundh hat in dieser Saison bei ihrem Verein AIK Probleme. In den ersten fünf Partien der Liga sass sie auf der Bank. die ersten vier Male wurde sie eingewechselt und durfte insgesamt 70 Minuten spielen. Im fünften Match bei Djurgården lief sie sich bereits warm, wurde daraufhin vom Trainer wieder auf die Bank beordert, nachdem das Team in Führung gegangen war.

Lundh zog sich daraufhin wütend an und verliess die Bank und redete mit Leuten im Publikum.

Danach sass Emma Lundh nicht mehr auf der Bank in den beiden Folgespielen. Stattdessen wurde sie dem Partnerverein Brommapojkarna ausgeliehen und (musste) durfte zwei Begegnungen in der zweiten Liga spielen. Das zweite Match gegen das bisher ungeschlagene Kvarnsveden sehr erfolgreich: Lundh schoss alle drei Treffer am 17.05. beim 3:2 Sieg.

Aber Emma Lundh glaubt Anspruch auf einen Platz in der Startelf bei AIK in der ersten Liga zu haben. Dass sie unzufrieden mit ihrer Situation sei, hörte ich gelegentlich in den letzten Wochen. Nun hat sie sich offenbar an Dagens Nyheter gewandt und hofft, dass der einseitige Artikel mit schönem Foto im Zweitligadress ihr die Unterstützung der öffentlichen Meinung bringt.

In dem Artikel gibt es mehrere Behauptungen, die leider zeigen, wie wenig viele Sportjournalisten vom Frauenfussball verstehen. Hans Jansson ist leider keine Ausnahme.

"Emma Lundh, eines der grössten Fussballtalente Schwedens" - Wie viele grosse Talente hat Schweden? Sind das drei, dreizehn oder dreissig. Richtig ist, dass Lundh eine talentierte Spielerin ist. Richtig ist aber auch, dass sie in ihrer Entwicklung stagniert ist, während andere "grösste" Fussballtalente wie Kosovare Asllani und Mannschaftskamerdain Louise Fors deutlich an ihr vorbeigezogen sind.

"Aber in die höchsten Serie gehört Emma hin". Schreibt Herr Jansson. Dem Emma offenbar sehr sympathisch ist, denn er stilisiert sie zum Opfer.

In der Damallsvenskan gibt es viele Jugendnationalspielerinnen wie Lundh, die nicht mehr oder nicht Stammspielerinnen sind. Rebecca Johnson bei Djurgården beispielsweise. Bei Hammarby sitzt mit Nina Hietanen die Torschützenkönigin der finnischen Liga 2008 regelmässig auf der Bank.

Keine von denen hat aber für einen öffentlichen Affront gesorgt und dem Trainer durch das Verlassen der Bank angedeutet, was man von ihm hält. Dass diese Aktion Konsequenzen haben würde, ja musste, ist klar. Der lancierte Artikel in Dagens Nyheter ist ein weiterer Affront gegenüber Trainer Patrik Jidefalk und dem ganzen Verein gegenüber.

Im beidseitigem Interesse wäre es am besten, wenn man sich trennt. Das Sternchen Emma Lundh muss aber lernen, dass man als Spielerin keine Rechte hat, in der Startformation zu stehen, noch dazu, wenn man sich fussballerisch nicht weiterentwickelt.

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