Montag, 31. August 2009

Gruppe C: Showdown am Abend - Angewandte Mathematik

Schweden ist im Viertelfinale und mindestens Gruppenzweiter. Alle anderen Teams in Gruppe C können sich ebenfalls noch qualifizieren. Die Lage vor den beiden abschliessenden Spielen in Turku und Helsinki (18.00 MESZ) ist gelinde gesagt chaotisch.

Dänemark hofft darauf, dass die Russinnen Italien schlagen, aber nicht höher als mit 2:0. Dann wäre Dänemark als Gruppendritter A weiter, da sowohl Italien wie Russland auch 3 Punkte, aber ein schlechteres Torverhältnis hätten als die Däninnen.

Auch bei einem Sieg Italiens und einem gleichzeitigen 2:0 (oder höher) Schwedens über England würde zwischen Fredrikshavn und Köbenhavn gejubelt werden.

England muss in das Spiel gegen Schweden mit dem erklärten Ziel gehen, zu gewinnen, denn alles andere ist zu unsicher. Auf Unentschieden zu spielen und damit zu hoffen, im schlimmsten Fall als Dritter der Gruppe C weiterzukommen, klingt vermessen. Schweden wird ebenfalls gewinnen wollen, weil der zweite Platz in dieser Gruppe bedeutet, dass man Deutschland vorgeführt wird im Viertelfinale.

Finnland und Turku warten auf den Viertelfinalgegner am Donnerstag. Fünf Möglichkeiten gibt es.

Und da geht mir auf, dass das System ein ausgemachter Schwachsinn ist. 12 Teams generieren ein Viertelfinale. Der europäische Frauenfussball, das zeigt das laufende Turnier, ist auf einem hohen Niveau angekommen. Das Deutscland gegen Island lediglich 1:0 gewinnt ist ein Beweis dafür, dass die Teams weitgehend ausgeglichen sind und an bestimmten Tagen vieles möglich ist.

Warum also nicht die Women's Euro 2013 (U.a. Holland bewirbt sich um die Austragung) auf 16 Mannschaften erweitern, damit die Rechnerei ein Ende hat? Eine ganze Reihe der in der Quali ausgeschiedenen Teams würde hier ebenfalls eine gute Figur machen.

Sonntag, 30. August 2009

Elodie Thomis: "Wir haben Fussballgeschichte geschrieben"

Nach dem Spiel warteten die Journalisten lange auf jemanden aus dem französischen Team. Man hörte lautes Lachen und Freudengeschrei aus der französischen Kabine.

Nach knapp 20 Minuten kamen dann die ersten Spielerinnen durch die gemischte Zone. Ich sprach mit Olympique Lyonnais Stürmerstar (und Sturmpartnerin von Schwedens Lotta Schelin) Elodie Thomis (Foto).

Elodie, was sagst du zum Einzug ins Viertelfinale?

Ich bin sehr glücklich. Dies ist das erste Mal, das eine französische Frauenmannschaft so weit kommt.

Ihr habt eine sehr starke erste halbe Stunde gespielt und danach ziemlich nachgelassen. Woran lag das?

Beide Mannschaften wussten, dass sie mit dem 1:1 das Viertelfinale erreicht haben. Sicher hatten wir auch etwas Angst vor einem weiteren Gegentor. Darüberhinaus muss man bedenken, dass wir in den letzten sieben Tagen drei harte Spiele machen mussten und sicher auch etwas müde waren.

Wie siehst du euren nächsten Gegner, Holland?

Erst einmal werden wir uns jetzt ausruhen. Natürlich fängt man dann schon an, an das nächste Spiel zu denken. Was Holland anbelangt, so haben wir gegen die letztes Jahr 4:1 gewonnen und einmal 0:2 verloren. Wir kennen uns beide sehr gut. Holland ist eine Mannschaft, die wir definitiv schlagen können, aber im Fussball kann alles passieren.

Ihr habt so gejubelt, als ob ihr schon EM-Gold gewonnen hättet. Hatte das etwas damit zu tun, dass ihr jetzt mit Holland den vermeintlich leichteren Gegner bekommt?

Nein, überhaupt nicht. Unsere Mannschaft hat heute Abend französische Fussballgeschichte geschrieben. Wir hätten genauso gejubelt, wenn unser nächster Gegner Deutschland oder England heissen würde.

Elodie Thomis, noch einmal herzlichen Glückwunsch dazu und vielen Dank für das Gespräch.

Merci.

Anneli Giske hat keine Angst vor Schweden


Sie wünschen sich höchstwahrscheinlich einen anderen Gegner als Schweden. Ingvild Stensland sagte zu ihren französischen Kameradinnen von Olympique Lyonnais, dass sie am liebsten auf Finnland treffen würde.

Aber Angst haben die Norwegerinnen nicht vor den favorisierten Nachbarn aus dem Osten. Falls Schweden morgen nicht verliert, kommt es tatsächlich zum Schwesternkampf.

Anneli Giske (Foto): "Die Schwedinnen kennen wir sehr gut. Sie sind einer der grossen Favoriten und haben tolle Spielerinnen. Das würde bestimmt ein schweres Spiel, aber wir würden denen schon ein hartes Stück Arbeit bereiten. Auch wenn die Revanche wollen [am 19.08. gewann Norwegen ein Freundschaftsspiel mit 1:0 in Schweden], sind wir heiss drauf, weiterzukommen."

1:1 gegen Norwegen - Frankreich im Viertelfinale

Durch ein 1:1 gegen Norwegen im Helsinki Football Stadium, nur einen Speerweltrekordweitwurf vom Olympiastadion entfernt sicherte sich Frankreich als Gruppenzweiter hinter Deutschland den Einzug ins Viertelfinale und spielt dort am Donnerstagabend in Tampere gegen Holland.

Die Französinnen gingen beherzt ans Werk, doch in Führung gingen die Norwegerinnen. Isabell Herlovsen setzte sich auf der linken Seite durch und flankte in den Strafraum, wo Lene Storlökken in der siebten Minute den Ball zum Führungstor eindrückte.

Die Blauen, wie sie in der Heimat genannt werden, antworteten mit noch heftigeren Attacken und setzten das Tor von Ingrid Hjelmseth unter Dauerbeschuss. In der 16. Minute fiel denn auch der hochverdiente Ausgleich nach Hereingabe von Sandrine Soubeyrand erzielte die bei Los Angeles Sol spielende Camille Abily schon auf dem Boden liegend den Ausgleich.

Dabei blieb es dann. Beide Seiten hatten Chancen, die Französinnen nahmen sich in der Folge immer mehr zurück und spielten in den letzten fünf Minuten ein unansehnliches Hin und Her in der eigenen Hälfte, das von den Norwegerinnen nicht im Mindesten gestört wurde.

Ganz zum Ärger der Dänen, die nun möglicherweise bald in den Flieger nach Kopenhagen steigen müssen.



Behringer und vier andere auf der Bank


Silvia Neid lässt im abschliessenden Gruppenpiel gegen Island in Tampere fünf Spielerinnen aus der Startelf pausieren. Auf der Bank sitzen Melanie Behringer, Inka Grings, Linda Bresonik, Kim Kulig und Kerstin Garefrekes. Dafür erhalten Anja Mittag, Lira Bajramaj, Saskia Bartusiak, Martina Müller, Sonja Fuss und Simone Laudehr einen Platz in der Startelf. In Laudehrs Fall handelt es sich eher um das Comeback in die Ursprungsformation. Nach ihrer Schulterverletzung spielte sie zunächst eine Halbzeit beim 5:1 gegen Frankreich am vergangenen Donnerstag.

Viertelfinale

Bislang steht noch nicht so viel fest, was das Viertelfinale angeht. Fünf Plätze sind sicher. Deshalb dennoch hier schon mal das Viertelfinale, so wie es momentan ausschaut:

Donnerstag, 3. September 2009
TURKU, 16.00 Uhr Ortszeit

Finnland - Norwegen /England /Russland /Italien


Donnerstag, 3. September 2009
TAMPERE, 20.00 Uhr Orszeit

Niederlande - Frankreich


Freitag, 4. September 2009
LAHTI, 16.00 Uhr Ortszeit

Deutschland - Italien/England /Schweden


Freitag, 4. September 2009
HElSINKI, 20.00 Uhr Ortszeit

Schweden/Italien/England -

Showdown in Gruppe B


Heute geht dann auch die zweite Gruppe in ihr letztes Spiel. Deutschland wird gegen Island in Tampere sicher mit einer ersatbetonten Mannschaft ins Spiel gehen und selbst die werden wohl dem Gegner keine Chance lassen. Alles andere als ein deutlicher Sieg wäre eine Sensation. Deutschland hat bislang den stärksten Eindruck hinterlassen und dürfte schwer zu stoppen sein, am ehesten noch von Schweden oder England, wobei die Britinnen sich noch für das Viertelfinale qualifizieren müssen.

Da steht jetzt überraschend Holland nach zwei Siegen in Gruppe A. Dänemark, noch Sechster der Weltrangliste, hat in Finnland mit zwei Niederlagen Federn lassen müssen. Zwar soll Dänemark die klar besseren Torchancen gehabt haben, aber wie schon seit einigen Jahren haben die Däninnen Probleme, ihre Möglichkeiten auch umzusetzen. Die dänische Zeitung Politiken hat schon gerechnet und glaubt, dass falls die Däninnen, denen das "Messer an der Kehle" sei, sich noch als Dritter qualifizieren, würde im Viertelfinale wohl Schweden warten.

Zurück zur B-Gruppe. Da steigt heute im Football Stadium Helsinki mit Frankreich - Norwegen das Endspiel um Platz 2 und 3 der Gruppe. Norwegen mit einem jungen Team, geschwächt durch einen Rauswurf und fünf Rücktritte, die alle im Zusammehang mit Coach Bjarne Berntsen stehen, der nach der EM durch Eli Landsem ersetzt wird. Dann sollen zwar alle Leistungsträger, die jetzt fehlen, wieder zurückkehren, aber das wird heute wenig nützen. Gegen ein technisch versiertes Team (Ingvild Stensland hob gestern besonders ihre offensiven Mannschaftskameradinnen aus Lyon Elodie Thomis und Louisa Necib hervor) gehen die Norwegerinnen als leichter Aussenseiter ins Spiel. Ein Unentschieden würde den Norwegerinnen reichen, um Dänemark als besserer Dritter zu übertrumpfen.

Foto: Norwegens Lindy Melissa Wiik.

Finnische Stimmen

Nach dem gestrigen 0:1 gegen die Ukraine werfe ich einen Blick in die finnische Presse.

"Das Pulver der finnischen Frauen war feucht," titelt die Abendzeitung Ilta-Sanomat. Der Versuch mit fünf neuen Spielerinnen einen weiteren Sieg einzufahren, sei nicht erfolgreich gewesen. Am Donnerstag sollten im Viertelfinale wieder erfahrene Spielerinnen eingesetzt werden - Annica Sjölund und Katri Nokso-Koivisto haben nicht überzeugt, schreibt die Zeitung. In Schutz genommen wurde die junge Abwehrspielerin Tuija Hyyrynen, die den entscheidenden Fehler machte, der zum Tor durch Lyudmyla Pekur führte von ihrem Coach Michael Käld: "Tuija hat ein gutes Spiel genacht. Fussball ist kein Individualsport, wir gewinnen und verlieren als Mannschaft."

Hauptkonkurrent im Abendsegment ist Ilta-Lehti. Scheint aber eher eine Zeitung für den "richtigen" Mann zu sein, denn da steht Kimi Räikkönens Ferrari ganz oben. Dem Spiel gestern widmet man nur wenige Zeilen im reinen Nachrichtenstil. Ilta-Lehti hat noch nicht begriffen, dass in Finnland das grösste Fussballereignis aller Zeiten stattfindet. Finnland ist nicht nur Formel 1, Speerwerfen und Skispringen.

Die grösste Zeitung Nordeuropas (gemessen an ihrer Auflage), Helsingin Sanomat, hat die Überschrift: "Ukraine schlägt Finnland in bedeutungslosem Spiel" gewählt. Hier ist die Berichterstattung ausführlich mit mehreren Nebenartikeln und Interviews. Jessica Julin wird zitiert, dass es keinesfalls an fehlender Motivation gelegen habe. Auch hier stellt man sich vor Tuija Hyyrynen, die den Platz mit rotverweinten Augen verliess nach ihrem kapitalen Rückpass auf Minna Meriluoto.

Das schwedischsprachige Hufvudstadsbladet widmet der Begegnung einen langen Artikel und kommt zu dem Schlusssatz, dass der EM-Zug noch nicht gestoppt sei, er habe nur eine kleine Pause angelegt. Zitiert wird Coach Michael Käld, dass die Spielerinnen am heutigen freien Sonntag Gelegenheit hätten, "Mamma und Mommo" (Mommo = Oma) zu treffen. In der Tat haben mir einige Spielerinnen gesagt, dass sie heute Eltern, Geschwister und Freunde treffen werden. Man wohnt nun schon seit 12 Tagen im selben Hotelzimmer und braucht etwas Abwechslung, bevor es am Dienstag nach Turku geht. Hufvudstadsbladet ist der Meinung, dass Annica Sjölund in der ersten Halbzeit so gut gespielt habe, dass man ernsthaft darüber nachdenken müsse, ihr im Viertelfinale einen Startplatz zu geben.

Samstag, 29. August 2009

Es war nicht Tuija Hyyrynens Fehler...


der das Spiel gegen die Ukraine im Olympiastadion von Helsinki entschieden hat. Allerdings musste die finnische Mannschaft nach dem wirklich katastrophalen Rückpass der Aussenverteidigerin auf Minna Meriluoto, vor der auf einmal Lyudmyla Pekur auftauchte, auf einmal einem Rückstand hinterherlaufen.

Aber das Team hatte seine Chancen. Schon in der ersten Hälfte. Annica Sjölund (AIK) gleich eine ganze Reihe davon, aber sie ist im Kopfballspiel sehr zuverlässig, wenn sie den Ball mit den Füssen versenken soll, hat sie Probleme. Da hätte man sich die schussstarke Linda gewünscht.

Auch die Wolfsburgerin Katri Nokso-Koivisto war zweimal nahe dran und addiert man die Möglichkeiten, hätte Finnland das Spiel gewinnen müssen, zweifelsohne.

Aber die Niederlage hat vielleicht etwas sehr Gutes. Man hebt nicht ab. Man wird extrem motiviert sein am Donnerstag in Turku gegen wen auch immer. Norwegen, Frankreich, Italien, Russland, England.

Linda Sällström sagte mir, dass ihr Wunschgegner Italien wäre, gegen die habe man schliesslich schon vor kurzem gespielt und gewonnen. Das sitzt in den Köpfen. Aber ich denke, dass die Finninnen auch gegen Frankreich und Norwegen durchaus eine Chance haben.

In Turku, vor ausverkauftem Haus, auch wenn das letztlich nur 9.000 sind. Kuka voitta? Suomi. Das Halbfinale wäre toll für Finnland, die sympathischen Spielerinnen und den Mädchen- und Frauenfussball in Finnland. Danach kann man dann vom Finale träumen.

Auch der Fussball in der Ukraine hat natürlich mit dem abschliessenden Sieg, mit dem sich die Gelben verabschieden gewonnen. Deren Coach Anatoliy Kutsev hatte Recht, als er gestern sagte, dass die Gruppe A sehr ausgeglichen sei.

Finnland mit fünf Änderungen

Coach Michael Käld hat seine Startformation vor dem aus finnischer Sicht nicht mehr ganz so wichtigem Spiel gegen die Ukraine auf fünf Positionen verändert.

Minna Meriluoto (Hammarby), Katri Nokso-Koivisto (Wolfsburg), Anna-Kaisa Rantanen (Djurgården), Tuija Hyyrynen (HJK Helsinki) und Annica Sjölund (AIK) spielen von Beginn an, dafür pausieren Tinja-Riikka Korpela, die verletzte Sanna Valkonen, Anna Westerlund, Linda Sällström und Essi Sainio.

Schweden will Deutschland erst im Halbfinale

"Wir werden alles tun, um Deutschland aus dem Weg zu gehen", sagte Thomas Dennerby nach dem gestrigen 2:0 gegen Italien in Turku.

Wie schon gegen Russland legte die schwedische Elf einen fulminanten Start hin und entschied das Spiel schon in den ersten zwanzig Minuten.

Die beiden Torschützinnen waren sowohl im letzten Vorbereitungsspiel gegen Norwegen in Enköping wie auch beim EM-Auftakt gegen Russland in Turku eher wenig in Erscheinung getreten.

Lotta Schelin und Kosovare Asllani straften ihre Kritiker Lügen und sicherten den zweiten Dreier ohne Gegentor.

Im letzten Gruppenspiel gegen England am Montag wollen sie nun auch gewinnen, um im Viertelfinale zunächst einen leichteren Gegner zu bekommen. Eventuell gibt es da ein Wiedersehen mit den Norwegerinnen.

England jedoch deutete gestern Abend an, dass es zu schnellem Kombinationsspiel in der Lage ist und dass sich Hedvig Lindahl am Montagabend auf Dauerfeuer einstellen muss. Eniola Aluko, Kelly Smith und Karen Carney schiessen aus jeder Lage hart und platziert aufs Tor.

Wer auch immer im Viertelfinale den Deutschen über den Weg läuft, muss jedoch wirklich eine nahezu optimale Chancenauswertung haben. Die Achillesferse des deutschen Spiels ist die Abwehr, die bei schnellen Kontern ins Schwimmen gerät und nicht unbedingt weltmeisterlich ist. Das deutsche Spiel jedoch verfügt über eine dermassen starke Offensive, das man die Schwächen im Defensivbereich mehr als ausgleicht.

Sowohl England wie auch Schweden müssten schon sehr über sich hinauswachsen, um ein eventuelles Viertel- oder Halbfinale gegen Deutschland zu überstehen. Der schwedische Sieg bei Algarve war wichtig für das skandinavische Selbstvertrauen und Deutschland hat sicher nicht freiwillig verloren. Aber eine EM-Endrunde ist immer etwas anderes.

Geht Djurgården in Konkurs?


Während die EM in vollem Gang ist, brauen sich über den traditionsreichen Stockholmer Club Djurgården (in dem 2007-08 Ari Hingst und 2008 Nadine Angerer spielte) dunkle Wolken zusammen.

Am Montag tagt ein Ausschuss des schwedischen Fussballverbands und entscheidet über die Lizenzvergaben für 2010. Nachdem alle anderen Vereine irgendwie durch sind (AIK hat grössere Minuszahlen als Djurgården, da wird aber Geld aus der Herenabteilung zugeschossen, um Defizite zu decken), hängt die Zukunft Djurgårdens an einem seidenen Faden.

150.000 Kronen soll der Transfer von Sara Thunebro nach Frankfurt zwar eingebracht haben, aber wenn man bedenkt, dass es sich bei Sara um eine der weltbesten Abwehrspielerinnen handelt, sind 15.000 € ein schlappes Sümmchen, das eher an die monatliche Portokasse des FC Bayern München erinnert.

Der Vereinsvorsitzende Per Darnell hat gesagt, dass man nicht wisse, wie man die letzten vier Monate des Jahres überstehen soll. Die Augustgehälter werden wohl erst Mitte September ausbezahlt. "Ich bin sehr besorgt und kann die Möglichkeit nicht ausschliessen, dass wir in Konkurs gehen," so Darnell gegenüber der Zeitung Expressen.

Wenn das passiert, dann will die Spielführerin Djurgårdens und der Nationalmannschaft die Fussballschuhe an den Nagel hängen. Für sie sei dann Schluss, sie wolle bei keinem anderen Verein mehr spielen, sagt Victoria Sandell Svensson. Der Rücktritt aus der Nationalelf nach der EM ist angekündigt, aber gemeinhin rechnete man damit, dass Svensson, die seit einem Jahr Frau und Kind hat, im Verein noch eine Saison dranhängen würde, zumal sie nach wie vor zur absoluten Weltklasse zu zählen ist.

Aber nicht nur Sandell Svensson wäre dann aus dem Rennen. Mit den beiden Isländerinnen Gudbjörg und Gudrun, den Finninnen Anna-Kaisa Rantanen und Linda Sällström, der Deutschen Jennifer Meier sowie vielen routinierten oder talentierten schwedischen Spielerinnen (mit Rebecca Johnson hat der Verein eines der grössten Mittelfeldtalente des Landes unter Vertrag) würden sehr viele Spielerinnen einen neuen Club suchen.

Verantwortlich für den Schuldenberg (es sind nicht mehr als ca. 180.000 €) sind nach Angaben von Darnell sinkende Sponsoreneinnahmen. Aus den Ticketverkäufen kann man in Schweden ohnehin keine Topmannschaft im Frauenfussball finanzieren. So steht der Sport an einem Scheideweg und Djurgården ist symbolhaft. Man kann nur hoffen, dass es irgendwie doch noch gelingt, Djurgården die Lizenz für 2010 zu erteilen, für den Club und die Liga und den Frauenfussball, damit hiervon keine Signalwirkung ausgeht.

Fussballfest in Helsinki - kommen 20.000?


Heute gibt es gewisse Chancen, die magische Grenze von 20.000 zumindest annähernd zu erreichen. Finnland spielt gegen die Ukraine. Man ist schon im Viertelfinale. Zwei Siege haben
die Mannschaft zum Gesprächsstoff im Land gemacht, es ist Samstag und die Leute haben frei - ideal für einen Ausflug ins Olympiastadion.

Mit Sicherheit wird Coach Michael Käld heute unter anderem die verletzte Sanna Valkonen, vielleicht auch Anne Mäkinen pausieren lassen. Im Tor dürfte Minna Meriluoto stehen. Und hier und da vielleicht auch noch eine Änderung.

Andererseits muss man dem Publikum was bieten fürs Kommen. Es kann ein herzerfrischendes Spiel werden, denn auch die Ukraine ist nach zwei Niederlagen gewillt, heute zu zeigen, dass man zum Kreis der besten Teams in Europa gehört.

"Ich hoffe, dass viele Mädchen in Finnland jetzt anfangen, Fussball zu spielen. Es gibt Vorbilder selben Geschlechts. Man braucht nicht Trikots auf denen Hyppiä oder Litmanen steht, wir haben Mäkinen, Valkonen, Julin, Kalmari und viele andere. Am Mittwochabend war es grossartig zu sehen, wie viele Finnen im Regen Schlange standen, um sich Karten für ein Frauenfussballländerspiel zu kaufen. Das hat es hier noch nie gegeben und das ist fantastisch," sagte Michael Käld gestern am Rande der Pressekonferenz vor dem Spiel.

Freitag, 28. August 2009

Kelly Smith: "Der Ball landete direkt vor meinen Füssen"

"Das war ein Spiel mit sehr viel Emotionen. Wenn man so früh in einem Spiel mit 0:2 hinten liegt. Russland hat toll gespielt. Das war eine Begegnung, wo es hin und her ging. Und letztlich haben wir drei Punkte geholt, was heute Abend sehr wichtig war. "

Kannst du das Tor beschreiben?

"Ja, irgendwie hat die Torhüterin den Ball falsch rausgekickt. Er fiel mir direkt vor die Füsse am Kreis vor dem Strafraum und ich hab ihn gut genug getroffen, dass er dann über ihren Kopf ins Tor ging."

Eniola Aluko: "Das Wichtigste in einem Turnier ist, dass man das Unerwartete erwartet"


Nach dem Spiel Englands gegen Russland sprach ich mit Englands 22-Jähriger Stürmerin Eniola Aluko (Bild: chelseafc.com). Die stammt aus Nigeria, wuchs in England auf und spielte dort zuletzt bei Chelsea London. Schon 2003 wurde sie mit knapp 17 zur besten Jugendspielerin des Landes gekürt.

Inzwischen ist Eniola Aluko in der amerikanischen Profiliga bei St. Louis Athletics und war dort die erfolgreichste Spielerin mit sechs Toren und vier Vorlagen in der zu Ende gegangenen Saison. Eniola wurde am Ende auch in das Allstar-Team der besten Spielerinnen der Liga gewählt. Sie studiert Jura und möchte einen Abschluss machen, der sowohl in Grossbritannien wie in den USA anerkannt wird.

"Es war ein schweres Spiel. Russland hat sehr stark begonnen in den ersten 10-15 Minuten und hat ein spektakuläres Tor gemacht. Unsere Mannschaft hat jedoch Charakter und Stehvermögen gezeigt und wir konnten das Spiel wenden."

Auf der Pressetribüne waren wir uns einig, dass dies das bislang beste Spiel der EM war. Was meinst du dazu?

"Ja, ich denke mal, dass grosse Teile des Publkums derselben Meinung sind. Es gab viele herrlich herausgespielte Tore und die Mädels haben sehr hart gekämpft, um das Ergebnis zu bekommen. Es war ein wichtiger Sieg für uns."

Hattet ihr denn erwartet, dass die Russinnen so offensiv beginnen würden oder hat euch das überrascht?

"Das Wichtigste in einem Turnier ist, dass man das Unerwartete erwartet. Man spielt gegen diese Mannschaften in Freundschaftsspielen und Freundschaftsspiele sind anders. Dann kommst du hierhin und dann trifft man sich auf Wettkampfbasis. Alles kann passieren. Wir wissen, dass Russland eine sehr technische Mannschaft mit sehr gutem Zuspiel ist. Sie sind ein Team mit hoher Arbeitsmoral. Wir mussten stabil sein und glücklicherweie haben wir gewonnen."

Jetzt müsst ihr Schweden schlagen, um sicher ins Viertelfinale zu kommen. Was denkst du darüber?

"Wir wussten alle, dass uns hier drei schwere Spiele bevorstehen würden. Schweden sah stark aus in den beiden ersten Spielen, wir haben gegen die ein paar Mal gespielt und wissen, woran wir sind. Alles hängt davon ab, wie wir am Montag gegen Schweden spielen werden. Wir müssen uns au uns selber konzentrieren und 100% geben."

Eniola Aluko, wir bedanken uns für das Gespräch und gratulieren zum Sieg!

"Ich danke auch."

Das bislang beste Spiel der EM

Die Partie der beiden Verlierer des ersten Spieltags in Gruppe C war das bislang beste des Turniers. Offensivfussball von der ersten zur letzten Minute mit Torchancen, herrlichen Pässen und aufopferungsvollem Kampf auf beiden Seiten.

Schnelle 1:0-Führung der Russinnen durch Ksenia Tsybutovich mit einem wuchtigen Kopfball nach Ecke von Elena Morozova. England bemüht, das Heft in die Hand zu bekommen, lief in einen schnellen Konter den die beste Spielerin auf dem Platz - Olesia Kurochkina zum 2:0 versenkte. England schien für Sekunden geschlagen und ausgeschieden.

Aber nur 120 Sekunden später leitete die beste Engländerin - Karen Carney - die Aufholjagd ein. Anschlusstreffer und bald darauf ein herrlicher Pass auf Eniola Aluko, die das Leder eiskallt zum 2:2-Ausgleich versenkte.

Die viel geprüfte russische Torfrau Elena Kochneva machte dann den entscheidenden Fehler, den Weltstar Kelly Smith mit einem Heber zum 3:2 ausnutzte. Das Spiel war gedreht, aber lange noch nicht entschieden. Russland blieb bemüht und hatte mehr Chancen auszugleichen als England, das Spiel zu entscheiden.

Aber die zweite Halbzeit blieb torlos und die Gruppe C hat nun eine sehr bunte Ausgangslage vor den letzten Spielen am Montag. Schweden ist durch, kann aber noch den ersten Platz an England abegeben, falls England die Skandinavierinnen schlägt.

2-0 Schweden Halbzeit

Fehlanzeige bei den Pubs in der Umgebung. Nirgends ein Bildschirm. Erfolg hatte ich schliesslich mit dem frühen Spaziergang zum Helsinki Fussballstadion, denn hier läuft im Presseraum Eurosport und Schweden führt durch Tore von Lotta Schelin (nach genialem Zuspiel von Victoria Svensson) und Kosovare Asllani (die ihre Kritiker weitgehend verstummen lassen dürfte) mit 2:0 gegen Italien.

Ab in die Kneipe

Schwaches Bild oder besser gar kein Bild... Die Flatscreen-Fernseher im Pressezentrum im Olympiastadion Helsinki bleiben schwarz, man kriegt hier nur die staatlichen Kanäle. Das ist auch so ein Witz. Wieso zum Teufel kann man im Medienzentrum nicht Italien - Schweden sehen?

Muss schnell eine Kneipe suchen, in der man das Spiel sehen kann...

Finnlands Viertelfinale in Turku ausverkauft

Nachdem seit vorgestern Abend feststand, dass Finnland sein Viertelfinale in der lediglich 9.000 Zuschauer fassenden Turku-Arena spielen wird, setzte ein sehr schneller Run auf die Tickets ein. Der Gegner steht zwar noch nicht fest, aber das Spiel Finnlands ist jetzt ausverkauft, das Stadion bei weitem zu klein für die Nachfrage.

Donnerstag, 27. August 2009

Schweden - Norwegen?

Nun beginnen die Spekulationen. Wer gegen wen im Viertelfinale?

Klar sind bislang nur vier Sachen:

1. Finnland ist Gruppensieger der Gruppe A und spielt sein Viertelfinale am 3. September in Turku gegen den Dritten der Gruppe B oder C.
2. Die Ukraine ist nach zwei Niederlagen ausgeschieden. Selbst ein Sieg gegen Finnland am Samstag würde nichts nützen.
3. Deutschland ist Gruppensieger der Gruppe B und spielt sein Viertelfinale am 4. September in Lahti gegen den Zweiten der Gruppe C.
4. Island ist nach der zweiten Niederlage draussen, selbst ein Sieg gegen Deutschland (wer würde darauf setzen?) brächte nichts mehr ein.

Alles andere ist OFFEN.

Und auch morgen wissen wir noch nicht, ob Schweden, wie man im Land der Blaugelben schon spekuliert, selbst nach einem Sieg über Italien, Gruppensieger ist. Es sei denn, die Russinnen vernaschen Hope Powells Engländerinnen...

Ist das aber nicht der Fall und England gewinnt, kann das Inselteam mit einem Sieg über Schweden Gruppensieger werden und so Deutschland entgehen. Dann müssten Dennerbys Damen im Viertelfinale gegen Silvia Neids Mädels ran.

Falls Frankreich am Sonntag unentschieden gegen Norwegen spielt, wäre es Zweiter.

Holland reicht ein Unentschieden gegen Dänemark, um Zweiter hinter Kälds tyttös zu werden.

Drei Spiele mit Musikkk drin, wie man am Niederrhein sagen würde.

Das hätte, würde, könnte macht den Fussball doch erst interessant und spannend. Und so gilt der weise Satz des Kaisers: Schaun mer mal... Auf das die Zuschauer hier in Finnland wirklich schaun gehen.

Presseboykott von Kosovare Asllani?

Da habe ich ja Glück gehabt, dass ich vor gut einer Woche in Enköping noch ein Interview von ihr bekam. Derzeit redet Linköpings Kosovare Asllani nicht mit der schwedischen Presse. Grund soll die zuletzt harsche Kritik an den Leistungen der 20-Jährigen sein.

Pressesprecher Staffan Stjernholm sagte, dass Asllani zwar nicht mit der Presse reden wird, es sich aber nicht um einen Boykott handele. Wie bitte? Stjernholm könnte bei Radio Eriwan gearbeitet haben. Wer nicht reden will, boykottiert nicht?

In der Tat ist Kosovare Asllani nach den Spielen gegen Norwegen und Russland kritisiert worden. Zum Teil ist das ihr eigener Fehler. Sie ist gerade mal 20 Jahre alt und sagte im Frühjahr, dass sie sich keine Frauenfussballspiele anschaue, das Niveau sei zu schlecht. Wie bitte?

Asllani hat in dieser Saison bislang nicht so überragend gespielt wie 2008. Aber die talentierte Stürmerin nach zwei mässigen Länderspielen dermassen abzuschreiben, wie das schwedische Medien in der Tat gemacht haben, ist auch nicht ganz begreiflich. Zumal das letzte Spiel immerhin locker 3:0 gegen Russland gewonnen wurde.

Die Mannschaftsführung sollte Kosse, wie die im Kosovo geborene Asllani genannt wird, mal ein paar Tipps in Sachen Umgang mit den Medien geben. Und die vermeintlich so coole junge Frau entpuppt sich nun als ganz schön zart besaitet. Das macht sie mir dann doch etwas sympathischer.

Deutschland im Viertelfinale - 5:1 gegen Frankreich

Wenn nicht ein kleines Wunder geschieht, dann ist auf dem Bild links der alte und neue Europameister zu sehen.

Es war schon beeindruckend, wie Deutschland den Mitfavoriten Frankreich heute in Tampere mit 5:1 deklassierte. Denn die Deutschen spielten dabei sicherlich alles andere als optimal.

Ein zögerlicher Beginn auf beiden Seiten, aber dann gibt es eben im deutschen Team Klassespielerinnen wie Birgit Prinz. Die zog in der neunten Minute an einer Gegenspielerin vorbei und flankte auf den Kopf von Inka Grings. Keine zehn Minuten später hatte Annike Krahn mit fulminantem Schuss in den Winkel nach Ecke Behringer das 2:0 markiert.

Annike Krahn versicherte nach dem Spiel immer wieder, dass es tatsächlich Absicht gewesen sei. - Ich wusste nicht, wen ich anspielen sollte, da habe ich draufgehalten, sagte die Duisburgerin.

Deutsche Journalisten sind Zweifler. Sie wollen den Sachen gaaanz tief auf den Grund gehen, auch wenn sie recht bedeutungslos sind. Nachdem Krahn sicher sechs Mal gefragt wurde, ob sie den wirklich reinmachen wollen oder obs nicht doch eine Flanke sein sollte, stellte sich die grose Kardinalfrage. Hatte Inka Grings den Freistoss von Melanie Behringer in der 45. Minute noch berührt? Wem ist das Tor zu geben? Grings glaubte, mit den Zehenspitzen dran gewesen zu sein. Behringer war das relativ wurscht, sie gönne auch Grings das Tor. Grings meinte ja nur, im Prinzip sei es ihr auch schnurzpiepe, die Melanie hätte es auch verdient.

So verdienen die Kollegen ihr Geld.

Anders da Birgit Prinz, die analysiert sachlich den Spielverlauf und lässt sich auf solche Fisimatenten nicht ein. "Wir haben heute sicher nicht so gut gespielt wie gegen Norwegen," sagt die Frankfurterin und das kann nur eine sagen, die zu einem Team gehört, das seit 1999 nur im EM-Kontext gewonnen, gewonnen, gewonnen, gewonnen, gewonnen hat. 31 Siege in Folge.

Denn alle anderen Teams, die Mitfavoriten England, Schweden eingeschlossen, würden anch einem 5:1 nirgends auch nur ein Härchen Kritik hören lassen. Da würde nur noch die Post abgehen.

Denn wer soll diese Deutschen schlagen? Wenn man mit einer aus Teamsicht durchschnittliche Leistung 5:1 gegen Frankreich gewinnt, wie würde dann ein Spiel mit optimaler Leistung ausgehen. Ich ahne es.

Aber die deutsche Abwehr ist wirklich nicht sattelfest Prinz sprach davon, man habe dem Gegner zu viel Raum gegeben. Das ist richtig, aber noch mehr Raum gaben die Frannzösinnen den Deutschen. Das war erschreckend, wie leicht in einigen Situationen Deutschland gefährliche Aktionen entwickeln konnte. Aber Birgit hat dennoch Recht. Elodie Thomis war mehrfach nahe dran, Nadine Angerer einen einzuschenken. Perfekt war das nicht.

Aber meine Meinung: In dieser Form, die von Perfektion zugegeben noch ein Stück entfernt ist, reicht es für den fünften EM-Titel in Folge. Neben Birgit Prinz hat man in Kerstin Garefrekes, Anja Mittag, Inka Grings, Melanie Behringer, Fatmire Bajramaj, you name it, so viele offensive Klassefrauen, die in jedem anderen Team einen Stammplatz hätten. Es muss schon viel schiefgehen und Deutschland einen rabenschwarzen Tag haben, dass am 10.09. nicht Birgit Prinz als erste den Pokal in den Helsinkier Abendhimmel streckt.

Laura on sankari - ansonsten wenig los

Auf dem Bahnhof von Helsinki ist die in der Hauptstadt und im Land stattfindende Women's Euro 2009 kau wahrnehmbar. An den Zeitungsständen dann doch. Eine der beiden grossen Abendzeitungen hat ein Foto vom gestrigen Spiel unten rechts auf der ersten Seite und die Rubrik "Laura on Suomen sankarit" (Laura ist eine finnische Heldin).

Mit ihren beiden Kopfballtoren gegen Holland sicherte Laura Österberg Kalmari den Sieg in Gruppe A.

Aber sonst hat die EM wenig Präsenz. In der Innenstadt von Helsinki sind vereinzelt schmale Fähnchen über Strassen gespannt. Eine Fanmeile gibt es nicht. Im Hesperin puisto, direkt hinter dem Finlandia-Haus, wo mal die KSZE-Konferenz stattfand, gibt es jetzt den Playground. In elf blauen Containern sollen sich hier die teilnehmenden Länder präsentieren. Um 11.30 Uhr bin ich da - die Container sind zu, jemand wurschtelt am Aufbau einer Caféteria, Passanten schauen nicht mal rüber.

Michael Käld, der finnische Trainer, hat gestern Abend auf der Pressekonferenz noch selber hinzufügen wollen, das trotz schlechten Wetters wieder 16.000 Zuschauer ins Stadion gekommen sind. Die Spielerinnen seien solche Kulissen nicht gewöhnt und es würde sie ungeheuer motivieren.

Bei den anderen Begegnungen ohne blauweisse Beteiligung sieht es leider gar nicht gut aus, trotz offenbar grosszügig ausgegebener Freikarten. Dänemark und die Ukraine spielten gestern Nachmittag vor weitgehend leeren Rängen. Das ist kein Wunder, weil man das Turnier in der städtischen Öffentlichkeit nicht sichtbar macht.

Auch in Tampere habe ich auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion geradezu nichts gesehen, doch zwei finnische Mädchen in den blauen UEFA-Freiwilligen-T-Shirts, denen lief ich hinterher, um den Weg schneller zu finden. Überhaupt die vielen finnischen Freiwilligen machen tolle Arbeit, sind freundlich, hilfsbereit. Aber viel weiter oben in den Hierarchien ist nicht alles so gut gelaufen.

Es ist EM und kaum einer merkt's. Hoffen wir, dass Finnland noch lange im Turnier bleibt.

Mittwoch, 26. August 2009

Finnland Gruppensieger


Noch einmal mehr als 16.000 Zuschauer kamen an einem regnerischen Sommerabend ins Olympiastadion in Helsinki und die Mehrheit von ihnen, die den Gastgeber der EM 2009 unterstützte, wurde belohnt.

Durch den hochverdienten 2:1-Sieg gegen die Niederländerinnen stehen Michael Kälds Schützlinge bereits als Sieger der Gruppe A fest.

Von Beginn an dominierte der Gastgeber, wurden das holländische Mittelfeld nach hinten gedrückt und schon nach sieben Minuten fiel das 1:0 durch Laura Kalmari, die den Ball nach Flanke von Petra Vaelma mit dem Kopf über die holländische Torfrau hinweg lobbte.

Dass die Niederländerinnen nach einem Slalomlauf von Kirsten van de Ven ausgleichen konnten, war der Schönheitsfehler der ersten Hälfte, die mit 11:2 Torschüssen und 7:0 Ecken ansonsten mehr als deutlich ausfiel. Linda Sällström hatte es schwer in der Spitze, dafür brillierte immer wieder die 30-Jährige Kalmari.

Zwar hatten die Niederländerinnen die erste dicke Chance der zweiten Halbzeit durch Malmös Manon Melis, aber das Siegtor machte Finnland durch abermals Laura Kalmari, die eine Flanke von Maija Saari ins Tor köpfte. 69 Minuten waren gespielt und Finnland auf der Siegerstrasse. Dem 3:1 waren sie wesentlich näher als die Niederländerinnen dem Ausgleich.

Beeindruckend, wie Sanna Valkonen ihre mittlerweile fehlende Schnelligkeit durch perfektes Stellungsspiel ausgleicht. Auch Vaelma hat sich gesteigert, Maija Saari ist ohnedies eine Musterathletin.

Finnland gewinnt verdient und weiss nun, dass es sein Viertelfinale in Turku gegen den dritten der Gruppe B oder C spielen wird. Das könnten zum Beispiel Frankreich, Norwegen aus der Deutschlandgruppe sein oder Russland, England, Italien aus der Schwedengruppe. Aber an diesem Abend wollten weder Laura Kalmari noch Michael Käld daran denken.

Wieso spielst du in der Nationalmannschaft so brillant, wollte ich nach dem Match von Laura Kalmari wissen?

"Ich weiss es nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich keinen Druck mehr spüre und alles einfach nur geniesse. Ich kenne meine Rolle sehr gut und ich weiss, was ich kann", sagte Laura, die immerhin erst vergangenes Jahr Mutter einer Tochter geworden ist und auch ihr Lehramtsstudium abgeschlossen hat.

"Eigentlich hat gestern bei mir die Arbeit an der Schule angefangen, aber ich werde wohl noch ein paar Tage wegbeiben," so Laura weiter, die nach Angaben ihres Trainers nach allen Interviews schnellstens ins Hotel müsste, um etwas zu essen und in die Sauna zu gehen.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

sagte mal Sepp Herberger.

Ich sitze im Medienzentrum im Olympiastadion von Helsinki mit ca. 30 Kollegen aus vornehmlich Holland und Finnland und warte auf die Begegnung zwischen beiden Teams.

Auf dem Bildschirm läuft das Spiel im knapp 200 m entfernten Helsinki Stadion. Dänemark ging zwar gegen die Ukraine in Führung, musste aber wenig später den Ausgleich durch Apanaschenko hinnehmen. Es regnet in Strömen, die Fotografen sind nicht zu beneiden.

Der Turnierpass wurde mir von einer finnisch aussehenden jungen Dame ausgehändigt, die erstaunlich gut Deutsch sprach. Ob mir das in Schweden auch passiert wäre?

Zehn Minuten sah ich vom Spiel nebenan, machte ein paar Fotos und wurde sogleich von einem freundlichen finnischen UEFA-Funktionär darauf hingewiesen, dass man entweder fotografiert oder schreibt... Na klasse.

Jetzt aber ausloggen und raus ins Stadion, wir haben gottlob ein Dach über dem Kopf.

Dienstag, 25. August 2009

Schweden solide - 3:0 gegen Russland

Zwei schnelle Tore durch Charlotte Rohlin und Victoria Sandell Svensson nahmen die Spannung aus dem Spiel. Schweden hatte keine Probleme mit Russland. Caroline Seger legte in den Schlussminuten noch das dritte Tor nach. An allen drei Treffern beteiligt: Therese Sjögran.

Das Gruppenfinale findet nun bereits im kommenden Spiel gegen Italien statt, das nun gute Chancen hat, das Viertelfinale zu erreichen.

Italien schafft Sensation gegen Geheimfavorit Englang

England galt vielen als Geheimfavorit auf den Titel. Das mag auch so bleiben. Aber das 2:1 der Italienerinnen gegen England war eine faustdicke Überraschung. Das lässt die kommenden Spiele unter anderem Vorzeichen laufen. Der Gruppenzweite wird voraussichtlich Gegner der Deutschen sein.

Montag, 24. August 2009

Frankreich gewinnt blutiges Match - 3:1 gegen Island

Zwei Französinnen mussten innerhalb weniger Minuten blutend das Feld verlassen. Die eine war mit einer Mannschaftskameradin zusammengeprallt, die andere erhielt einen Kopfstoss von Djurgårdens Gudrun Soley Gunnarsdottir.

Das hinderte Frankreich nicht, nach einem schnellen überraschenden 0:1 Rückstand nach sechs Minuten das Heft herumzureissen. Wieder einmal beeindruckt mich Mittelfeldspielerin Louisa Necib, die auch per (haltbarem) Fernschuss das 3:1 markierte.

In der 76. Minute noch einmal die Chance heranzukommen, aber Margret Laras (Vidarsdottir) Elfmeter ist viel zu unplatziert und wird von der französischen Keeperin weggefaustet.

Donnerstag Gruppenfinale zwischen Deutschland und Frankreich.

Kantersieg in der Nachspielzeit: Deutschland - Norwegen 4-0

Ich sah nur die zweite Halbzeit. Deutschland führte durch einen Elfer von Linda Bresonik mit 1:0. War sicherer im Zuspiel, gefährlich in den Abschlüssen. Dann eine Phase, in der Norwegen plötzlich stärker wurde, Chancen besonders nach Standardsituationen.

In der letzten Minute fast der Ausgleich durch Pedersen, aber sie schiesst zu früh und zu unplatziert und Nadine Angerer hat wenig Mühe abzuwehren.

Im Gegenangriff ebenfalls eine 1:1-Situation - Anja Mittag spielt sich durch passt klug in den Torraum zu der raneilenden Lira Bajramaj, die nichts anderes tun kann, als zum 2:0 einzurollen.

Es kam noch schlimmer. In der 92. und 93. Minute zwei weitere Treffer. Anja Mittags Schuss wird abgefälscht, der Treffer wohl als Eigentor gewertet und schliesslich nochmal Bajramaj.

4:0.

Deutlich zu hoch und möglicherweise bitter für Norwegen, denn falls man nur Gruppendritter werden sollte, ist man mit einer schlechten Hypothek in Sachen Torverhältnis belastet.

Sonntag, 23. August 2009

Suomi voittaa . Sieg im ersten Spiel

Vor wenigen Tagen noch hiess es, dass heute wenigstens 25.000 ins Olympiastadion kommen würden, zum Auftaktspiel des Gastgebers und zum vermeintlichen Spitzenspiel in Gruppe A. Es wurden "nur" 16.400, trotz alledem neuer Rekord im finnischen Frauenfussball.

Dänemark steht auf Rang 6 der Weltrangliste und war favorisiert. In der erste Halbzeit sah es auch nach einem dänischen Sieg aus, obschon die Rot-Weissen kein Tor zuwege brachten. Finnland nach vorne kaum gefährlich und Tinja-Riikka Korpela, die den Vorzug vor meiner Ex-Nachbarin Minna Meriluoto im Tor erhalten hatte, sah ein paar Mal recht unsicher aus.

Aber in der zweiten Hälfte änderte sich alles.

Korpela rettete mit zwei Glanzparaden in 1:1-Situationen den finnischen Sieg, den Umeå IK:s Aussenverteidigerin mit einem direkt verwandelten Freistoss in der 49. Minute einleitete. Auf einmal war der vielbesagte finnische Sisu da, kämpften und rannten die Spielerinnen um Coach Michael Käld als ob sie eine EM im eigenen Land spielen würden.

Imponierend Laura Kalmari mit klugen Pässen und beinahe dem 2:0, als sie aus knapp 20 Metern schoss und Heidi Johannsen den Ball gerade noch mit den Fingerspitzen zur Ecke lenken konnte.

Und Petra Vaelmaa, in der ersten Halbzeit noch regelmässig vernascht von Umeås Dänin Johanna Rasmussen, kämpfte, rackerte und bereitete der hochtalentierten Johanna 45 schwere Minuten.

Ein verdienter Sieg. Ein wichtiger Sieg für Finnland, für das ganze Turnier. Jetzt müssten eigentlich auch die Medien im Lande aufwachen und auch das Publikum und statt der Schweinegrippe möge nun das Fussballfieber um sich greifen. Verdient haben es Anne Mäkinen & Co. allemal.

Women's Euro 09: Holland - Ukraine= 2:0

Das erste Spiel der Women's Euro in Finnland fand am frühen Nachmittag in Turku statt. Und da waren die Niederländerinnen nicht unbedingt favorisiert gegen die Ukraine, aber zwei schnelle Tore in den ersten zehn Minuten schon machten alles klar für die ganz in blau spielenden Oranje-Meisjes.

Dennoch: kein sonderlich gutes Spiel vor nur wenigen hundert Zuschauern in der Arena, in der Schweden am Dienstag gegen Russland ins Turnier einsteigt.

Schweden plagen Verletzungssorgen


Zwei Tage vor dem ersten Gruppenspiel gegen Russland bei der Women's Euro 2009 ist das schwedische Team weiterhin nicht vom Glück verfolgt. Beim Training in Turku versuchte Stürmerin Jessica Landström (Linköpings FC) sich gestern an einem Fallrückzieher und landete dabei unglücklich auf der Schulter.

Nach Auskunft des Mannschaftsarztes handelt es sich nicht um eine schwere Verletzung, aber es ist von einer Pause von ein paar Tagen bis zu einer Woche die Rede.

Damit dürfte Landström ebenso wie Nilla Fischer im Auftaktspiel gegen Russland nicht dabei sein.

Alternativ böten sich Linnéa Liljegärd, Sara Lindén und Kosovare Asllani an, neben Lotta Schelin die zweite Spitze zu spielen.

Mit Nilla Fischer rechnet man ebenfalls nicht im Auftaktspiel. Fischer hat eine wichtige Rolle im zentralen Mittelfeld neben Caroline Seger. Zuletzt spielte Victoria Svensson diese Rolle.

Die wahrscheinliche Aufstellung gegen Russland:

Hedvig Lindahl,-,Anna Paulson, Stina Segerström, Charlotte Rohlin, Sara Thunebro,-,Caroline Seger, Victoria Svensson, Therese Sjögran, Kosovare Asllani,-,Lotta Schelin, Linnéa Liljegärd.

Samstag, 22. August 2009

Gruppe C

Mit Schweden und England spielen hier zwei der EM-Favoriten in einer Gruppe. Das blaugelbe Team um Thomas Dennerby und Lillie Persson wäre eindeutiger Favorit nach all den tollen Spielen in diesem Jahr, wenn da nicht kurz vor der EM am letzten Mittwoch der Ausrutscher gegen Norwegen gekommen wäre.

Wir waren mit den Gedanken in Finnland, versuchte Kapitänin Victoria Sandell Svensson sich selbst und die Fans zu beruhigen vor ihrem letzten Turnier. Die 32-Jährige wird sich nach der EM aus der Nationalmannschaft verabschieden, um sich auf Djurgården, ihren Verein, und ihre Familie mit Frau und Kind zu konzentrieren.

Somit "Vickans" letzte Chance doch einmal Godl zu gewinnen. Sandell Svensson ist nach wie vor eine der besten offensive Fussballspielerinnen der Welt, ihre Intuition sprichwörtlich. Ihr Ehrgeiz nach so vielen Jahren in der obersten Klasse ungebrochen.

Was für Victoria gilt, ist wohl auch für Therese Sjögran (32) ais Malmö relevant. Therese wies schon vor zwei Jahren bei der Fussballgala, auf der sie zur Fussballerin des Jahres 2007 gekürt wurde, darauf hin, dass sie "alt" sei. Kaum eine läuft so viel wie Sjögran, die bei der WM in China und auch bei der Olympiade vergangenes Jahr beste Schwedin war.

Können Svensson und Sjögran vorne die technisch brillante und schnelle Lotta Schelin in Szene setzen, dann wird mit Schweden zu rechnen sein.

Angst machte am Mittwoch vor allem das einstige Prunkstück der schwedischen Elf: die Abwehr wirkte immer wieder schlecht positioniert und ausgerechnet die Innenverteidigung mit Charlotte Rohlin, Sara Larsson und Stina Segerström war die Achillesferse. Gegen Deutschland könnte man sich das nicht erlauben.

Tipp Gruppe C;

1. England
2. Schweden
3. Italien
4. Russland

Gruppe B

Bei Herren-Turnieren gab es zuletzt immer eine Gruppe, die man martialisch "Gruppe des Todes" nannte, weil es drei oder gar vier starke Teams gab.

Bei der Women's Euro 09 wäre das die Gruppe B: Titelverteidiger Deutschland, Frankreich, Norwegen und Island.

Man spielt in Tampere, knapp zwei Zugstunden von Helsinki entfernt. Norwegen ist nur noch Zehnter der Weltrangliste, spielte aber am Mittwoch sehr solide gegen Schweden beim 1:0-Sieg in Enköping.

Die Französinnen sind achte der Weltrangliste und leisteten sich im Vorfeld ein 0:4 in einem Testspiel gegen starke Japanerinnen, die auch Welt- und Europameister Deutschland ein 0:0 abtrotzten.

Island hat acht Spielerinnen in der Damallsvenskan, startete kürzlich schon in die WM-Quali für 2011 mit einem 5:0 gegen Serbien.

Norwegen muss auf sechs Spielerinnen verzichten, die wegen persönlichen Problemen mit Coach Bjarne Berntsen entweder nicht spielen dürfen oder nicht spielen wollen. Das Team aus Skandinavien ist jung, aber hat mit Ingvild Stensland eine der besseren Mittelfeldspielerinnen der Welt und nach vorne mit u.a. Isabell Herlovsen junge, torhungrige Konterspielerinnen.

Deutschland hat sich noch nicht entscheidend verjüngt. Leistungsträgerinnen wie Birgit Prinz, Ariane Hingst, Kerstin Garefrekes, Kerstin Stegemann haben ihren Zenith zumindest erreicht. Dennoch sind die Deutschen wie kaum ein anderes Team eine Turniermannschaft, die sehr schwer zu schlagen sein wird. 2009 kann das noch einmal für den Titel reichen. 2011 wird es schwer sein, im eigenen Land den in China errungenen Titel zu verteidigen, wenn Silvia Neid bis dahin nich den Mut hat, ein paar grosse Namen durch jüngere Talente zu ersetzen.

Tipp Gruppe B:

1. Deutschland
2. Norwegen
3. Frankreich
4. Island

UEFA Women's Euro: Finnland: Gruppe A

In knapp 24 Stunden beginnt in Helsinki die Frauenfussball-Europameisterschaft mit der Begegnung Ukraine gegen Holland. Beide Nationen sind unmittelbare Nachbarn auf der FIFA-Weltrangliste, die Ukraine liegt auf Rang 15, die Niederländerinnen auf dem 16. Platz.

Damit sind beide besser platziert als Gastgeber Finnland, auf dem Papier also das schwächste Team der Helsinkier Gruppe. Morgen Abend erwartet man im Olympisstadion von Helsinki wenigstens 25.000 Zuschauer, die Suomi im Spiel gegen Dänemark (No. 6 der Weltrangliste) nach vorne schreien werden.

14 der 22 Finninnen im Kader von Michael "Brad" Käld spielen in der Damallsvenskan. Eine Mischung aus erfahrenen Spielerinnen, die vor vier Jahren dabei waren, als Finnland bei der EM in England sensationell das Halbfinale erreichte und dann an Deutschland scheiterte bis hin zu jungen Spielerinnen wie Annica Sjölund und Linda Sällström.

Für Sanna Valkonen, Anna-Kaisa Rantanen, Anne Mäkinen und Laura Österberg Kalmari ist die Women's Euro wohl das letzte Turnier mit der Nationalmannschaft, gleichzeitig auch ein Karrierehöhepunkt.

Anne Mäkinen ist dabei eine der grössten Persönlichkeiten des internationalen Frauenfussballs. Sie spielte einige Jahre in den USA, bevor sie dann 2005 im Vorfeld der EM in England nach Schweden und zu Umeå IK kam. Eine der besten Mittelfeldspielerinnen der Welt über viele Jahre, in letzter Zeit immer wieder von Verletzungen geplagt, ist die Bedeutung der 33-Jährigen für ihr Team kaum zu überschätzen.

Der Respekt der Jungen vor Anne ist ungeheuer gross, bei Recherchen zu einem Artikel für die schwedische Frauenfussballzeitschrift MARTA fotbollsmagasin traf ich im Vorsommer einige Spielerinnen des finnischen Teams und wann immer die Sprache auf Mäkinen kam, wurde deutlich, wie hoch der Respekt und die Bewunderung für Anne Mäkinen sind.

Die bildet sich zur Zeit in Stockholm zur Naprapatin aus und bei einem Mittagessen mit dazugehörigem Fachsimpeln im Einkaufszentrum von Solna wurde mir klar, warum Anne Mäkinen weltweit so anerkannt und beliebt ist: Sie ist bescheiden, unprätentiös und immer freundlich, ist immer eine wache und aufmerksame Gesprächspartnerin, die sich für ihre Mitmenschen interessiert und gerade so für die jungen Spielerinnen wichtig ist. Linda Sällström geriet ins Schwärmen als ich sie nach der Kapitänin der Nationalmannschaft fragte: "Anne ist unerhört wichtig für uns. Sie hat ein einzigartiges Spielverständnis, das ist, als ob sie überall Augen hätte, sie weiss schon vorher, wohin Mitspielerinnen und Gegnerinnen laufen."

Die 21-Jährige Sällström versteht sich auf dem Spielfeld aber auch blendend mit der 30-Jährigen Laura Österberg Kalmari, das war vor allem im Spiel gegen Italien (3:2) zu sehen.

Der Heimvorteil müsste den Finninnen Flügel verleihen. In der ersten Gruppe sollte Platz 2 hinter Dänemark drin sein. Sollte morgen gegen Dänemark alles optimal laufen, ist sogar der Gruppensieg drin.

Tipp Gruppe A:

1. Dänemark
2. Finnland
3. Ukraine
4. Niederlande

Donnerstag, 20. August 2009

Hanna Ljungberg hört auf


In knapp zehn Minuten beginnt in Umeå eine sicherlich traurige Pressekonferenz, auf der Hanna Ljungberg ihren sofortigen Rücktritt vom Fußball bekanntgeben wird.


Die 30-Jährige war in den letzten Jahren ihrer großen Karriere immer wieder von schweren Verletzungen geplagt und tritt nun, mit Rücksicht auf die eigene Gesundheit, zurück.
Im Ligaspiel gegen Sunnanå am 05. Juli zog sich Hanna Ljungberg eine Knieverletzung zu. bei der Artroskopie stellte man fest, dass ihr Kreuzband zur Hälfte gerissen ist.

In 129 Länderspielen für Schweden erzielte Hanna 72 Tore, nach wie vor Rekord. Mit der 1,60 m kleinen Stürmerin hört eine der ganz Großen des Frauenfußballs auf. Hoffentlich bleibt sie dem Sport in einer anderen Funktion erhalten, sie ist und bleibt eines der besten Vorbilder für junge Mädchen und Frauen.

Nachdenken für Dennerby


Thomas Dennerby ist nicht der Typ, der auf Pressekonferenzen mit versteinertem Gesicht düstere Prophezeiungen oder Verrisse seines Teams bekanntgibt. Er ist mehr der optmistische Strahlemann, der auch eine Niederlage wie die gestrige gegen Norwegen mit ein paar schönfärberischen Redewendungen wegsteckt und das versammelte Presseaufgebot zumindest solange in Watte packt, bis die Veranstaltung vorbei ist.

"Es ist ein angenehmes Problem, zwischen so vielen guten Innenverteidigerinnen wählen zu können," sagte Dennerby in dem kleinen, stickigen Raum unterhalb der Tribüne des Enavallen IP im kleinen Enköping, dem Ort der Generalprobe vor der EM.

Das Problem ist eher unangenehm. Dennerby schwindelte uns da gestern was vor, wollte sich, uns und wohl auch die Spielerinnen erst einmal wieder in jene trügerische Sicherheit einweben. Denn die Innenverteidigung funktionierte auch in der zweiten Halbzeit (leider verbrachte ich die erste Halbzeit wie ein Rohrspatz fluchend in einem hoffnungslos verspäteten Zug Richtung Enköping) nur sehr bedingt, wurde immer wieder durch schnelle Norwegerinnen (sehr stark: Isabell Herlovsen) in grosse Verlegenheit gebracht. Die Abstimmung, das Positionsspiel zwischen Rohlin und Segerström, Rohlin und Larsson, liessen sehr zu wünschen übrig. Da mit Linda Sembrandt die stärkste Alternative verletzt daheim bleiben muss, müsste Dennerby auf die solide, aber unerfahrene Karin Lissel setzen, wollte er es mit einer frischen Kraft versuchen, Stabilität in das unroutiniert routinierte Bollwerk, das zentrale Verrigelungsschloss zu bringen.

Wegen Nilla Fischers Verletzung spielte Victoria Svensson im defensiven Mittelfeld mit Caroline Seger. Eine Verschwendung von Kapazitäten. Kein Wunder, dass in der Spitze nichts zusammenging. Lotta Schelin hatte einen schlechten Abend. Ebenso Jessica Landström. Beide waren zu weit voneinander entfernt in vielen Situationen, sagte Dennerby. Da hat er Recht. Es gab kein Zusammenspiel der beiden grossen Stürmerinnen. Von Schelin muss man mehr erwarten können. Spielerisch ist sie eine der weltbesten Angreiferinnen. Landström hat die Physis mit der sie fehlende spielerische Qualitäten ausgleicht. Eine athletische 180 cm Stürmerin, die sich und den Ball ins Tor wuchten kann. Gestern stand auch sie einer sehr soliden norwegischen Abwehr gegenüber.

Nein, der Sieg ging in Ordnung. Aufgrund der starken zweiten Halbzeit, es wird nicht leicht für andere Teams sein, die norwegische Abwehr zu knacken.

Schweden dagegen hat zur rechten Zeit einen Dämpfer in die Euphorie bekommen (Victoria Sandell Svensson nach dem Spiel). Abschreiben könnte man das Team, wenn sie dieses Jahr nicht auch ganz anders aufgespielt hätten. Beim 3:2 gegen Deutschland, beim 1:1 nach Verlängerung gegen die USA und beim 3:1 über Brasilien etwa.

Vielleicht hat Kosovare Asllani ja Recht, die im Gespräch entspannt wirkte, obschon ich mich fragte, ob ein Teil des grenzenlosen Optimismus der 20-Jährigen Fassade ist.

Schweden bleibt Medaillenanwärter. Dass es Gold wird, daran habe ich seit gestern Abend meine Zweifel.

Kosovare Asllani bleibt cool


Nach dem 0:1 gegen Norwegen sprach ich mit Schwedens Mittelfeldhoffnung Kosovare Asllani (20) von Linköpings FC.

Glaubst du, dass die heutige Niederlage sich negativ auf die tolle Stimmung im Team auswirken wird?

Ich mache mir absolut keine Sorgen trotz der heutigen Niederlage. Lieber eine misslungene Generalprobe als eine schlechte Premiere. Wir versuchten, die Norwegerinnen auszuspielen, haben aber viel zu viele leichte Fehler gemacht. Aber sei dir mal sicher, dass wir vor dem Spiel gegen Russland immer noch voller Selbstvertrauen sind.

Was hältst du von euren Gruppengegnern Russland, Italien und England?

Ich weiss nichts und habe absolut keinen Plan von denen. Aber am Tag vor den Spielen werden wir uns sicher was auf DVD ansehen.

Ein paar Worte zum Spiel der Norwegerinnen.

Meiner Meinung nach kamen sie überhaupt nicht durch, wenn sie den Ball hatten. Die haben sehr auf Konter gesetzt. Wenn wir den Ball hatten, haben wir offensiv zu viele Fehler gemacht. Norwegen setzte auf lange Bälle nach vorn und so haben die auch das Tor gemacht.

Woran lag es, dass euer Angriffsspiel in der zweiten Halbzeit so schlecht war?

Wir schlugen lange Bälle nach vorn, obwohl wir darüber gesprochen hatten, dass wir das nicht tun wollen. Wir haben unsere Spielidee nicht umgesetzt und hatten in der zweiten Halbzeit praktisch keine gefährliche Torchance.

Was denkst du selber vor deinem ersten grossen Turnier?

Das fragen mich viele jetzt, aber ich kümmere mich nicht darum, dass es ein grosses Turnier ist. Ich gehe in jedes Spiel mit derselben Einstellung, der Unterschied ist hier, dass die Spiele viel wichtiger sind, aber das belastet mich nicht.

Zum Schluss: Wie bereitest du dich persönlich auf die Spiele vor?

Ich höre Musik, entspanne mich, schlafe. Eigentlich nichts besonderes.

Kosovare Asllani, wir bedanken uns für das Gespräch.







Erste Niederlage 2009 bei Generalprobe: Schweden - Norwegen 0:1

Am Abend verlor Schweden sein erstes Spiel im Jahr 2009, ausgerechnet fünf Tage vor der EM-Premiere gegen Russland setzte es eine alles in allem verdiente 0:1-Niederlage.

Schweden dominierte die ersten 30 Minuten. Aber die verpasste ich, weil mein Zug nach Enköping bei Kungsängen stand und stehen blieb. Eine verdammte Weiche war im Eimer, die digitale Zeitanzeige im Waggon machte mich rasend, besonders als das Spiel dann schon angepfiffen war.

Zur zweiten Halbzeit konnte ich dann meinen Tribünenplatz einnehmen. Neben mich setzte sich dann Schwedens Fussballerin des Jahres 2008, Frida Östberg, die eifrig Notizen machte und dann und wann strategische Analysen via Handy weitergab.

Fridas Notizen konnten auch nicht verhindern, dass die ausser mir vermutlich einzige weitere in Mönchengladbach geborene Person das 1:0 für Norwegen machte. Isabell Herlovsens Schuss in der 57. Minute blieb der einzige Treffer. Schweden bekam kaum was nach vorn, Norwegen verteidigte sich geschickt und war nicht ungefährlich bei Kontern.

Aussagekräftig ist das Spiel nur darin, dass man Norwegen ernster nehmen muss. Die Schwedinnen bemühten sich, aber versuchten nicht krampfhaft den Ausgleich zu machen. Thomas Dennerby sass in der zweiten Hälfte ruhig auf der Bank, während sein Gegenpart Bjarne Berntsen wild in seiner begrenzten Zone umherhüpfte.

Dennerby wechselte trotz Rückstand nacheinander viele Leistungsträgerinnen aus, weil ihm wichtiger war, keine Verletzungen zu riskieren als mit aller Macht den Ausgleich zu versuchen.

Gegen Russland werden wir eine andere schwedische Mannschaft sehen. Und Deutschland wird sich vorsehen müssen.

Sonntag, 16. August 2009

EM-Aus für Linda Forsberg

Nach Linda Sembrandt musste nun auch die zweite Linda im Aufgebot von Thomas Dennerby für die bald beginnende EM in Finnland die Segel streichen. Linda Forsberg von LdB Malmö FC fällt aufgrund einer Oberschenkelverletzung mindestens drei Wochen aus. Statt Forsberg rückt Petra Larsson (Linköpings FC) nach. Abermals Tränen wird es ob dieser Entscheidung wohl bei Johanna Almgren (Göteborgs FC) geben, die offenbar die Gunst des Trainers verloren hat.

Forsbergs Ausfall kommt alles andere als überraschend. Die 23-Jährige ist extrem verletzungsanfällig, laboriert immer wieder an Verletzungen an beiden Knien. Zu Anfang dieser Saison war sogar schon mal vom erzwungenen Karriereende die Rede.

Dass Thomas Dennerbys Aufgebot nun schon an zwei Stellen geändert werden musste (unklar noch die Verletzung von Nilla Fischer), zeigt, dass der Trainer lieber auf angeschlagene Spielerinnen wegen derer Qualitäten hofft anstatt auf ein einsatzfähiges, gesundes Team zu setzen. Da vermisst man eine gewisse Portion Realitätssinn.

Freitag, 14. August 2009

Ramona, wer sonst?

Bei der Wahl zur Fussballerin des Jahres in der Schweiz wurde die Auszeichnung am Montag in Bern erwartungsgemäss Ramona Bachmann (18) verliehen. Die beim amtierenden Meister und Tabellenführer Umeå IK spielende Stürmerin hat in dieser Saison den Sprung vom grossen Talent zur Weltklassespielerin geschafft.

Bei den Männern erhielt der Wolfsburger Torwart Diego Benaglio den Titel "Fussballer des Jahres".

EM-Aus für Linda Sembrandt

Die 22-Jährige Abwehrspielerin Linda Sembrandt (AIK) kann nicht an der EM für Schweden teilnehmen. Schon in den beiden letzten Vorbereitungsspielen gegen China und Finnland fehlte Sembrandt, nachdem sie sich beide Füße verstaucht hatte.

Nun zog sich Linda im Trainingslager der Nationalmannschaft eine Oberschenkelverletzung zu, die sie mindestens einen Monat lang kurieren muss.

Wie schon vor wenigen Wochen wurde statt Linda Sembrandt Hammarbys Kapitänin Karin Lissel nachnominiert.

Dienstag, 11. August 2009

Finnland schlägt Nordirland 4:0

Die Generalprobe der finnischen Nationalelf vor der EM endete mit einem klaren 4:0 gegen Nordirland. Alle Tore erzielten Spielerinnen, die in Schweden tätig sind. Dem schon gestern gemeldeten 1:0 durch Sanna Talonen folgten Treffer von Essi Sainio, Laura Österberg Kalmari und Annica Sjölund (alle AIK).

Finnland, in allen Belangen überlegen, hätte noch weitaus höher gewinnen können.

Abermaliger Wermutstropfen: Nur 13 Tage vor dem Auftakt gegen Dänemark an gleicher Stelle im Helsinkier Olympiastadion verloren sich 712 Zuschauer im weiten Rund.

Montag, 10. August 2009

Pause

Da wir uns hier primär mit dem schwedischen Spitzenfussball befassen, ist es derzeit ruhig im Blog.

Die Damallsvenskan pausiert bis zum 26. September wegen der bevorstehenden Fussball-EM in Finnland. Die Nationalmannschaften bereiten sich vor.

Heute Abend spielt Finnland sein letztes Vorbereitungsspiel gegen Nordirland in Helsinki und führt durch ein Tor von Sanna Talonen (Örebro) mit 1:0 nach 12 Minuten.

Samstag, 1. August 2009

Zwei raus - vier rein. Piteå holt Verstärkung

Die beiden Kanadierinnen Kaylyn Kyle und Brittany Timko verlassen Nordschweden in der Pause, hatten nur einen Künstlervertrag. Dagegen bleibt die Torhüterin Stephanie Labbé.

Um in den verbleibenden sechs Spielen ab Ende September die Klasse vielleicht dennoch erhalten zu können, muss Piteå Punkte auch gegen vermeintlich deutlich bessere Vereine machen.

Und da hat man kurz vor Schliessung des Transfergeschäfts noch einmal zugeschlagen.

Die Amerikanerin Jennifer Nobis ist Stürmerin bei den Boston Breakers, 25 Jahre alt und hat schon früher mal bei Umeå Södra FF kurz in der Damallsvenskn gespielt.

Ganz neu in der Liga sind dann drei Nigerianerinnen:

Auch die 19-Jährige Sarah Michael ist Stürmerin. Sie gilt als eines der grössten Talente des afrikanischen Frauenfussballs. Spielt bei den Delta Queens in Nigeria und schoss letzte Saison 14 Tore in 15 Spielen, was immer das bedeutet.

Onome Ebi ist schon 26 und Innenverteidigerin und last but not least kommt auch die 19-Jährige Mittelfeldspielerin Rebecca Kalu.

Die drei Afrikanerinnen spielen noch bei den westafrikanischen Meisterschaften für Nigeria und kommen Anfang September nach Nordschweden.