Sonntag, 30. August 2009

Finnische Stimmen

Nach dem gestrigen 0:1 gegen die Ukraine werfe ich einen Blick in die finnische Presse.

"Das Pulver der finnischen Frauen war feucht," titelt die Abendzeitung Ilta-Sanomat. Der Versuch mit fünf neuen Spielerinnen einen weiteren Sieg einzufahren, sei nicht erfolgreich gewesen. Am Donnerstag sollten im Viertelfinale wieder erfahrene Spielerinnen eingesetzt werden - Annica Sjölund und Katri Nokso-Koivisto haben nicht überzeugt, schreibt die Zeitung. In Schutz genommen wurde die junge Abwehrspielerin Tuija Hyyrynen, die den entscheidenden Fehler machte, der zum Tor durch Lyudmyla Pekur führte von ihrem Coach Michael Käld: "Tuija hat ein gutes Spiel genacht. Fussball ist kein Individualsport, wir gewinnen und verlieren als Mannschaft."

Hauptkonkurrent im Abendsegment ist Ilta-Lehti. Scheint aber eher eine Zeitung für den "richtigen" Mann zu sein, denn da steht Kimi Räikkönens Ferrari ganz oben. Dem Spiel gestern widmet man nur wenige Zeilen im reinen Nachrichtenstil. Ilta-Lehti hat noch nicht begriffen, dass in Finnland das grösste Fussballereignis aller Zeiten stattfindet. Finnland ist nicht nur Formel 1, Speerwerfen und Skispringen.

Die grösste Zeitung Nordeuropas (gemessen an ihrer Auflage), Helsingin Sanomat, hat die Überschrift: "Ukraine schlägt Finnland in bedeutungslosem Spiel" gewählt. Hier ist die Berichterstattung ausführlich mit mehreren Nebenartikeln und Interviews. Jessica Julin wird zitiert, dass es keinesfalls an fehlender Motivation gelegen habe. Auch hier stellt man sich vor Tuija Hyyrynen, die den Platz mit rotverweinten Augen verliess nach ihrem kapitalen Rückpass auf Minna Meriluoto.

Das schwedischsprachige Hufvudstadsbladet widmet der Begegnung einen langen Artikel und kommt zu dem Schlusssatz, dass der EM-Zug noch nicht gestoppt sei, er habe nur eine kleine Pause angelegt. Zitiert wird Coach Michael Käld, dass die Spielerinnen am heutigen freien Sonntag Gelegenheit hätten, "Mamma und Mommo" (Mommo = Oma) zu treffen. In der Tat haben mir einige Spielerinnen gesagt, dass sie heute Eltern, Geschwister und Freunde treffen werden. Man wohnt nun schon seit 12 Tagen im selben Hotelzimmer und braucht etwas Abwechslung, bevor es am Dienstag nach Turku geht. Hufvudstadsbladet ist der Meinung, dass Annica Sjölund in der ersten Halbzeit so gut gespielt habe, dass man ernsthaft darüber nachdenken müsse, ihr im Viertelfinale einen Startplatz zu geben.

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