Donnerstag, 20. August 2009

Nachdenken für Dennerby


Thomas Dennerby ist nicht der Typ, der auf Pressekonferenzen mit versteinertem Gesicht düstere Prophezeiungen oder Verrisse seines Teams bekanntgibt. Er ist mehr der optmistische Strahlemann, der auch eine Niederlage wie die gestrige gegen Norwegen mit ein paar schönfärberischen Redewendungen wegsteckt und das versammelte Presseaufgebot zumindest solange in Watte packt, bis die Veranstaltung vorbei ist.

"Es ist ein angenehmes Problem, zwischen so vielen guten Innenverteidigerinnen wählen zu können," sagte Dennerby in dem kleinen, stickigen Raum unterhalb der Tribüne des Enavallen IP im kleinen Enköping, dem Ort der Generalprobe vor der EM.

Das Problem ist eher unangenehm. Dennerby schwindelte uns da gestern was vor, wollte sich, uns und wohl auch die Spielerinnen erst einmal wieder in jene trügerische Sicherheit einweben. Denn die Innenverteidigung funktionierte auch in der zweiten Halbzeit (leider verbrachte ich die erste Halbzeit wie ein Rohrspatz fluchend in einem hoffnungslos verspäteten Zug Richtung Enköping) nur sehr bedingt, wurde immer wieder durch schnelle Norwegerinnen (sehr stark: Isabell Herlovsen) in grosse Verlegenheit gebracht. Die Abstimmung, das Positionsspiel zwischen Rohlin und Segerström, Rohlin und Larsson, liessen sehr zu wünschen übrig. Da mit Linda Sembrandt die stärkste Alternative verletzt daheim bleiben muss, müsste Dennerby auf die solide, aber unerfahrene Karin Lissel setzen, wollte er es mit einer frischen Kraft versuchen, Stabilität in das unroutiniert routinierte Bollwerk, das zentrale Verrigelungsschloss zu bringen.

Wegen Nilla Fischers Verletzung spielte Victoria Svensson im defensiven Mittelfeld mit Caroline Seger. Eine Verschwendung von Kapazitäten. Kein Wunder, dass in der Spitze nichts zusammenging. Lotta Schelin hatte einen schlechten Abend. Ebenso Jessica Landström. Beide waren zu weit voneinander entfernt in vielen Situationen, sagte Dennerby. Da hat er Recht. Es gab kein Zusammenspiel der beiden grossen Stürmerinnen. Von Schelin muss man mehr erwarten können. Spielerisch ist sie eine der weltbesten Angreiferinnen. Landström hat die Physis mit der sie fehlende spielerische Qualitäten ausgleicht. Eine athletische 180 cm Stürmerin, die sich und den Ball ins Tor wuchten kann. Gestern stand auch sie einer sehr soliden norwegischen Abwehr gegenüber.

Nein, der Sieg ging in Ordnung. Aufgrund der starken zweiten Halbzeit, es wird nicht leicht für andere Teams sein, die norwegische Abwehr zu knacken.

Schweden dagegen hat zur rechten Zeit einen Dämpfer in die Euphorie bekommen (Victoria Sandell Svensson nach dem Spiel). Abschreiben könnte man das Team, wenn sie dieses Jahr nicht auch ganz anders aufgespielt hätten. Beim 3:2 gegen Deutschland, beim 1:1 nach Verlängerung gegen die USA und beim 3:1 über Brasilien etwa.

Vielleicht hat Kosovare Asllani ja Recht, die im Gespräch entspannt wirkte, obschon ich mich fragte, ob ein Teil des grenzenlosen Optimismus der 20-Jährigen Fassade ist.

Schweden bleibt Medaillenanwärter. Dass es Gold wird, daran habe ich seit gestern Abend meine Zweifel.

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