Donnerstag, 10. September 2009

Dennerby will Reformen und ist auf dem Holzweg

Die Fussball-EM ist in Schweden schon weitgehend vergessen. Medial gesehen. Die schwedischen Herren, Nummer 41 auf der Weltrangliste, versuchen sich für die WM in Südafrika zu qualifizieren und stolperten sich gestern dank eines Eigentors in einem unsäglich schlechten Spiel zu einem 1:0 auf Malta.

Frauencoach Thomas Dennerby war nach dem 1:3 gegen Norwegen im Viertelfinale der Women's Euro 2009 unter Beschuss geraten. Nicht wenige forderten seinen Rücktritt.

Nun fordert Dennerby selber auch was und bemüht sich, den Fokus von seiner Person weg zu lenken. Die schwedische Liga Damallsvenskan soll reformiert werden. Dennerby möchte, dass es mehr Spiele gibt, dass die Besten am Ende unter sich sind und ständig harte Konkurrenz haben und könnte sich auch vorstellen, dass die Meisterschaft am Ende wie ein Pokal (also mit einer oder mehreren Begegnungen direkt gegeneinander), ähnlich wie im Eishockey mit Best of 5 oder Best of 7 ausgetragen wird.

Dazu muss man wissen, dass 12 Clubs in der ersten Liga spielen. Drei Vereine spielen gegen den Abstieg und sind nicht ganz erstligatauglich, die ersten Neun können sich gegenseitig Punkte abnehmen.

Dass Dennerby unter diesen Neun nun offenbar einer noch engeren Elite das Wort redet, ist nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver. Denn ernsthaft kann man nicht wollen, dass sich die Spitze des Frauenfussballs noch weiter abhebt. Das spricht gegen jede Vernunft, denn die Durchlässigkeit von der Spitze zum Mittelfeld würde sich noch weiter vergrössern, letzten Endes vielleicht kurzfristig gut für die Nationalmannschaft und für Thomas und Lillie, aber langfristig katastrophal. Niemand mehr würde zu den Spielen der zweiten Klasse der ersten Liga gehen wollen und dort spielten auch nur diejenigen, die es nicht nach oben schaffen oder die aus welchen Gründen auch immer nicht nach Umeå, Malmö oder Linköping umziehen können.

Ökonomisch würden schnell 3-4 Clubs ebenfalls dem Rest enteilen, sie hätten das Interesse des Fernsehens, erhielten zusätzliche Gelder. Schon heute geht es manchem Club wirtschaftlich alles andere als gut, weil Frauenfussball im Jahre 2009 zwar immer noch Sponsorengelder generiert, aber im Prinzip sehr bescheidene Einnahmen auf der anderen Seite.

Wir haben schon heute das Problem, dass die zweite Liga zu weit von der ersten entfernt ist. Norrettan und Söderettan sind sportlich kaum in der Lage mit ihren beiden Meistern im jeweils nächsten Jahr in der ersten Liga zu bestehen. Hier müsste man über eine einheitliche zweite Liga nachdenken mit Teams aus dem ganzen Land und über eine spezielle Förderung.

Es geht nicht darum, die Luft im schwedischen Frauenfussball noch dünner zu machen. Es geht darum, dass die Spitze verbreitert wird, nur das sichert langfristig die Zukunft des Sports. Dass Thomas Dennerby nun sagt, dass seine Spielerinnen grosse Probleme mit der Favoritenrolle hatten, ist ein Armutszeugnis. Es ist seine Aufgabe, dass rechtzeitig, schon vor dem Spiel zu erkennen und alles Notwendige dagegen zu tun.

Gegen Norwegen hat man verloren, weil man arrogant und hochmütig war und den Sieg in Medien und auf Facebook schon vorher gefeiert hat. Das machte die Norwegerinnen heiss und führte zu dem Ergebnis. Schweden war allenthalben masslos überschätzt worden und hatte sich aufgrund von Siegen in bedeutungslosen Freundschaftsspielen für viel stärker gehalten.

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