Samstag, 5. September 2009

Norwegen verdirbt Svenssons Abschied - 3:1


Glaubte man den schwedischen Journalisten vor Ort in Finnland, hätte die Begegnung zwischen Schweden und Norwegen gar nicht stattzufinden brauchen - so überlegen sei die eigene Mannschaft, "auf jeder einzelnen Position besser besetzt, wir gewinnen 3:0" hatte Schlaumeier und Co-Kommentator Pontus Kåmark gesagt. Norwegisch und Schwedisch sind einander recht verwandt.

"Danke an die schwedische Presse. Die haben alle geschrieben, dass das ein leichter Sieg für Schweden wird und sich bereits mit dem Halbfinale am Montag gegen Deutschland beschäftigt. Wir haben die Zeitungen gelesen und das hat uns ungeheuer motiviert," sagt Norwegens junge Stürmerin Elise Thorsnes (Foto), die mit ihrem Tor in der 39. Minute den Anfang vom Ende des schwedischen Goldtraums einleitete.

Auch Trainer Bjarne Berntsen sagte, dass seine Spielerinnen sehr motiviert waren durch Sachen, die sie im Internet gefunden hätten: "Selbst habe ich gar nichts gelesen, dafür bin ich wohl zu alt. Aber die Spielerinnen sind ständig in Facebook und kriegen da sehr viel mit. Ich habe gehört, dass die Schwedinnen ein sehr grosses Mundwerk hatten und wenn man das hat, dann kann man tief fallen," wird Berntsen in der norwegischen Zeitung Dagbladet zitiert.

Mir selber war klar, dass das Spiel eine sehr offene Angelegenheit werden würde. Einmal hatten ausgerechnet die Norwegerinnen mit ihrem 1:0-Sieg am 19.08. in Enköping den Schwedinnen die erste Niederlage des Jahres beigebracht. Zum anderen habe ich am Sonntag mit einigen norwegischen Spielerinnen wie Ingvild Stensland, Isabell Herlovsen und Anneli Giske (die eine Minute vor der Pause das 2:0 machte) gesprochen und dabei schon festgestellt, dass sie sich auf ein Spiel gegen Schweden freuen würden. "Auch wenn die Revanche wollen, sind wir heiss drauf, weiterzukommen," hatte mir Anneli gesagt und die Sprache ihrer Augen hatte das nachdrücklich unterstützt. Da war eine Glut zu spüren, ein Feuer, auch bei Stensland und Halvorsen, das ahnen liess, was passieren könnte. Was dann auch passierte.

Dass Norwegen nach 65 Minuten mit 3:0 führen würde, hätte ich aber auch nicht für möglich gehalten. Nach den Tore von Thorsnes und Giske in der ersten Halbzeit hatte Schwedens Coach Dennerby mit Jessica Landström und Lina Nilsson zwei frische Spielerinnen in der zweiten Halbzeit gebracht und versuchte alles, doch noch die Wende zu erreichen. Aber die konterstarken und im gesamten Spielverlauf besseren Norwegerinnen hatten durch die 18-Jährige Cecilie Pedersen erhalten und die erzielte bei einem schnellen Konter ihr zweites EM-Tor und machte eigentlich alles klar.

Ein verdienter Sieg. Ein Triumpf für Norwegens Coach Bjarne Berntsen, dem immerhin fünf Spielerinnen vor Jahresfrist die Zusammenarbeit aufgekündigt hatten. Es hagelte Niederlagen in Frendschaftsspielen in diesem Jahr. Jetzt, bei der EM, ist das norwegische Team auch ohne die Fünf eine schlagkräftige Truppe.

Wo Thomas Dennerby den Seinen immer wieder Mut machte in diesem Jahr, da entzündete Bjarne Berntsen ein Feuer. Und das zeigte sich jetzt, wo es darauf ankam, als wesentlich effektiver.

Für Schwedens Kapitänin Victoria Svensson ist das ein bitterer Abschied vom Nationaltrikot, das sie nun nicht mehr anziehen will, weil sie mit 32 Jahren nun mehr Zeit für die Familie haben will. Sie machte nicht nur den Ehrentreffer in der 80l Minute, sie bemühte sich auch heute wieder redlich.

Im Gegensatz zu vielen anderen, die dem Druck nicht standhielten. Lotta Schelins Wechsel nach Lyon muss jetzt in Frage gestellt werden. Der Sprung vom Riesentalent zum Weltstar ist ihr auch bei diesem Turnier wieder einmal nicht geglückt, sie blieb blass und wurde von der norwegischen Abwehr gut abgeschirmt.

Man muss auch hinzufügen, dass die Leistung Schwedens in diesem Turnier überschätzt wurde. Wo die Deutschen bisweilen eine Selbstkritik an den Tag legen, die nach hohen Siegen wie gegen Frankreich fast arrogant wirken kann, wäre diese Form der Kritik auch nach dem schwedischen Einsatz in der Gruppe angebracht gewesen. Man tat das Notwendigste und machte schnelle Tore gegen Russland und Italien. Gegen England hatte man Glück, dass taktisch eingestellte Engländerinnen in der zweiten Hälfte nicht mehr auf Sieg spielten.

Einige fordern wie immer in solchen Situationen den Rücktritt oder Rauswurf des Trainers. Der aber will weitermachen und meint, trotz allem einen guten Grund für die Zukunft glegt zu haben. Er sei ein Kämpfer, so Dennerby. An diesem Abend klang das fast ein wenig trotzig und nicht sehr glaubwürdig. Der Vertrag mit dem Kriminalbeamten aus Stockholm wurde aber bereits vor dem Turnier um weitere zwei Jahre bis 2011 verlängert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen