Freitag, 10. Juli 2009

Nummern auf dem Rücken - Kristianstads Spielerinnen "oben ohne"

Sportlich hat sich Kristianstad DFF gestern eventuell mit dem 3:2 gegen AIK den Klassenerhalt (fast) gesichert. Finanziell geht es dem Verein mindestens so schlecht wie Djurgården in Stockholm, aber man hat keine Sara Thunebro zu verkaufen...

"Nackte Schwedinnen locken nur 736 Zuschauer" titelt etwa die Internet-Seite des Dieburger Anzeiger. (Dieburg???? Ein Kaff in Hessen; wo man aber bestimmt supergut leben kann, liebe Dieburger). Was ist geschehen?

Auf der Homepage von Kristianstad DFF sind 15 nackte Rücken auf einem kleinen Foto zu sehen, die Rückennummern sind auf die Haut gemalt. Wow!!!!!! Wow????????? Leider ist es so, dass der Frauenfussball nicht gerde Schlagzeilen wegen seines Sports macht, aber über Kristianstads Aktion schreiben nun geifernde Medien, die sich entweder nie um Frauenfussball kümmern (im Gegensatz zu diesem Blog hier) oder aber noch nicht mal drei deutsche Weltmeisterinnen namentlich nennen könnten.

Warum macht Kristianstad das? (Und warum macht hat Trainerin Gunnarsdottir die Trainingsjacke an? Weil sie keine Rückennummer hat...

Wenn die Story stimmt, dann war das Ganze Gunnarsdottirs Idee. Dem Verein geht es wirtschaftlich schlecht, man bangt um die Lizenz, man braucht mehr Zuschauer und mehr Sponsoren, die letztlich Geld in die Kassen bringen sollen, um den Verein auch wirtschaftlich zu konsolidieren.

Mit Sexismus hat das Bild nix zu tun. Daniel schreibt auf der Homepage von Kristianstadsbladet im Forum, dass sich niemand darüber aufgeregt hätte, wenn ein Männerteam sowas machen würde. Stimmt, Daniel. Aber trotzdem gibts da einen kleinen Unterschied.

Die Schlagzeile "Nacktschock vom KDFF", der sich die Lokalzeitung bedient, zeigt aber moralische Anschauungen einer vergangenen Zeit.

Zu viel der Aufregung also. Aber dennoch finde auch ich das Bildchen keine sonderlich gute Idee, auch wenn die Kohle vielleicht damit reinkommt durch die damit verbundene Aufmerksamkeit in Schweden und international. Das Telefon habe nicht mehr stillgestanden, sagte das Personal der Geschäftsstelle des Vereins.

Obwohl das Bild nichts enthüllt, was zu verdecken wäre, spielt es von seiner Idee und dem entstandenen Hype letztlich mit genau den sexistischen Grundvorstellungen der Gesellschaft, mit denen es letztlich nichts zu tun hat. Eigentlich nennt man das dann einen gelungenen Scoop. Aber wohl ist mir dabei trotzdem nicht. Der Frauenfussball wird in eine Ecke gestellt, in die er nicht hingehört. Seine nicht wenigen Gegner können nun lamentieren, dass der Sport bestenfalls dann Publizität bekommt, wenn die "Mädels" sich ausziehen...

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